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Leerstand & Tourismus. Mehr als nur Pop-Up-Romantik?

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Ausblick

Die Leere?

Sankt Corona am Wechsel also. Gut, war eh noch nie in den Wiener Alpen, dachte ich mir, als ich das Programm der 5. Leerstandskonferenz betrachtete. Wenn Roland Gruber & Co. zum Nachdenken und Netzwerken laden und die Avantgarde der österreichischen Para-Hotel-Bewegung mit ihren Best-Practice auch hinkommt (z.B. Grätzlhotel, Theresia Kohlmayr, Katrin & Dirk Liesenfeld von der Kärntner arte-lodge oder Georg Gasteiger vom Mesnerhof-C) und noch dazu Wojciech Czaja moderiert, dann tut das sicher gut. Motto: Synapsen-Schleudergang, Querdenkerei und den Tellerrand weiter hinter sich lassen.

Ich selbst hab vor der Leerstandsproblematik v.a. im ländlichen Raum höchsten Respekt, denn dafür wird es keine Standard-Lösungen geben. Das ist ein höchst individuelles Thema und betrifft doch immer viel mehr als nur den Liegenschaftsbesitzer. Das zeigt auch ein von Domink Scheuch (ORTE Architekturnetzwerk NÖ) moderiertes GEH-Spräch durch den langgezogenen Tourismusort, der mit der Wechsel-Lounge zwar im 21. Jahrhundert andockt, große Teile entlang der Dorfstrasse aber brach liegen. Keine Schule, kein Kindergarten mehr und kein Bankomat, was einigen TagungsteilnehmerInnen frühmorgens zusätzliche Auto-Kilomter beschert.

Aber zurück zum Kernthema bzw. dem Fazit aus meiner Sicht. Leerstand und Tourismus ist keine Zweckehe, kann aber wirkungsvoll gestaltet werden. 2 Perspektiven:

  1. Temporäre Bespielung durch Kunst & Kultur. Als eine Art Dorflabor, um Veränderungsprozesse zu initiieren. Die Gefahr: Durch die meist außergewöhnliche Nutzung entsteht ein kurzzeitiger Motivationshype. Sind die Künstler weg, verebt die Nachwirkung schnell und man steht vor dem immer gleichen Problem (Eigenkritik: Diese „Nach-Wirkung“ habe ich als Betreiber am Bsp. Hotel Konkurrenz by AO& selbst erlebt. Wir haben uns als projektverantwortliche Institution in der Nachbetreuung nicht intensiv genug um die Betreiberfamilie gekümmert – Nachlese: http://www.kleinezeitung.at/kaernten/feldkirchen/aktuelles_feldkirchen/4747978/Bad-Kleinkirchheim_Mit-Kunst-im-alpinen-Raum-punkten-).
  2. Mutige permanente Konzepte am Beispiel Grätzlhotel (alte Geschäftslokale werden zu Wohn- & Übernachtungsorten), Mesnerhof-C (Leerstandsensemble wird zum Co-Living-Hotspot und damit mehr als nur ein schön revitalisiertes Tiroler Chalet) oder Konzepte wie Urlaub am Bahnhof (ehem. Bahhofsgebäude der Mariazellerbahn beherbergt zwei symphatische Ferienwohnungen). Diese Konzepte funktionieren dort, wo die Standortfaktoren als gesamtes zukunftsfähig sind.

Fazit: Förderszenarien können bei der Reaktivierung von Leerstand helfen (z.B. Zuschuss zur Instandhaltung oder Wiederherstellung der Gebäudesubstanz). Der Impuls muss meines Erachtens aber aus der Regionalentwicklung kommen, denn klassisch gewachsene Tourismusorganisationen, die das Marketing-Handwerk gelernt haben, zeigen immer noch große Berührungsängste mit neuen Handlungsfeldern wie Produktinnovation mit konkreter Umsetzung. Die Frage lautet: Sehen oder verstehen die Destinationen ihren Auftrag? Gibt es den überhaupt?

Lösungsansatz: Die gemeinsame Finanzierung eines regional agierenden „Leerstandskümmerers“ (durch Gemeinde(n), Destination & LEADER-Region), der aufspürt, vernetzt, kommuniziert, betreut und an Lösungen arbeitet, könnte ein erster Schritt sein. Gegenstimmen?
Eines ist aber auch klar. Es braucht zukünftig mutige Kommunal- & Regionalpolitiker, die „Sterbeprozesse“ für Orte oder Ortsteile einleiten und begleiten können. Für jenen Fall, wenn Produktinnovation und alle denkbaren Leerstandsinitiativen nicht mehr helfen. Freiwillige vor! 😉

Der Beitrag Leerstand & Tourismus. Mehr als nur Pop-Up-Romantik? erschien zuerst auf TP-Blog.


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